Standortsuchräume

Ein Standortsuchraum umfaßt den geographischen Radius (d.h. die Kommunen, Bundesländer oder Staaten), innerhalb dessen ein Unternehmen seine Standortstrategien umsetzt (vgl. Pieper 1994, S. 27f.). Im Zuge fortschreitender Internationalisierungstendenzen erstrecken sich auch die Standortsuchräume von KMU zunehmend auf andere Länder (Autschbach 1997, S. 226). In der Regel kann dabei gelten, daß innerhalb der Geschäftsleitung bereits im Vorfeld einer Standortsuche Vorstellungen darüber existieren, welche Wirtschaftsstandorte für das Unternehmen potentiell attraktiv sein könnten. In diesem Sinne kann von sog. unternehmens- oder personenspezifischen Standort-Consideration-Sets (SCS) gesprochen werden. Eine einschlägige Untersuchung identifizierte sechs Einflußfaktoren, von denen es abhängt welche Länder, Regionen usw. bei einer Standortsuche berücksichtigt werden (Schnurrenberger 2000, S. 157ff):

  • Einschätzung des eigenen potentiellen Aktionsradius (in Abhängigkeit der finanziellen und personellen Ressourcen)

  • Vorwissen über die Attraktivität der Wirtschaftsstandorte im Sinne standortstrategischer Ziele bzw. der Erfüllung von Mindestanforderungen (vgl. auch Standortfaktoren)

  • Kulturelle Affinitäten/traditionelle Geschäftsbeziehungen

  • Persönliche Verbundenheit mit bestimmten Ländern, Regionen, Kommunen

  • Image der Wirtschaftsstandorte (geprägt durch Medien, persönliche und geschäftliche Kontakte

  • Verhalten der Wettbewerber

Generell kann jedoch festgehalten werden, daß KMU v.a. aufgrund begrenzterer Ressourcen und Bearbeitungskapazitäten (Standortsuche und -bewertung, Organisation) über einen eingeschränkteren Suchradius verfügen als Großunternehmen (vgl. Pieper 1994, S. 26). Während diese u.U. ihre Standortstrukturen weltweit optimieren, fokussieren KMU i.d.R. nahegelege Regionen oder Länder wie bspw. die mittelosteuropäischen Staaten. Neben o.g. Gründen liegt hängt dies vermutlich auch mit grundlegenden Charakteristika der Organisations- und Unternehmensphilosophie zusammen:

Die für KMU typischen, stark durch die Person des Unternehmers geprägten Entscheidungsstrukturen und der hier relativ niedrige Delegationsgrad lassen eine (relative) räumliche Nähe der Unternehmensstandorte von Vorteil erscheinen (vgl. Gros 1992, S. 67ff.). Im Falle einer konkreten Standortsuche werden die über den Standortsuchraum bzw. das Standort-Consideration-Set definierten Standortalternativen dann einer Bewertung unterworfen (Informationsbeschaffung zur Standortbewertung).

Setzt ein Unternehmen bspw. im Rahmen eines Herkunftsmarketing konsequent und erfolgreich auf seine Produktherkunft "Made-in-Germany", so wird sich sein Standortsuchraum natürlich im wesentlichen auf den Standort Deutschland erstrecken.



© Schnurrenberger, TH Brandenburg / www.KMU-Info.de